Tierschutzverein Mechernich e.V.

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Der Goldschakal: still und leise zurück

Mäusebussard auf Pfahl

Er wurde 1997 erstmals in Brandenburg gesichtet, nachdem er in unseren Gefilden jahrzehntelang als ausgestorben galt. Weitgehend unbemerkt hat er sich seitdem in praktisch allen Bundesländern niedergelassen. Lesen Sie hier mehr über ihn.

Der Schakal hat in Schriften, Kultur, Literatur und Mythen ein recht unterschiedliches Image. Während er im alten Ägypten als Tier von Anubis, Gott des Totenkultes, verehrt wurde, wurde er in der Bibel mit Armut und Verderben in Verbindung gebracht.  Im berühmten „Dschungelbuch“ war der Schakal hingegen ein hinterlistiger Betrüger. Hierzulande ist er vor allem unauffällig. Der Goldschakal, die einzige in Europa beheimatete Art, ähnelt dem Wolf, ist allerdings deutlich kleiner. Und während die Wolfsbestände vielerorts für Nervosität sorgen, konnte sich der Goldschakal weitgehend unbeobachtet in deutschen Gefilden niederlassen. Sowohl bei der Wahl seines Lebensraums als auch der Nahrung gilt er als sehr anpassungsfähig – wohl ein entscheidender Grund dafür, dass er von seinen ursprünglichen Verbreitungsgebieten Südasien und Südosteuropa nach und nach immer weiter nach Mitteleuropa vorgedrungen ist.

Merkmale

Mäusebussard Kopf

Der Goldschakal (Canis aureus) gehört zur Familie der Hundeartigen und den mittelgroßen Karnivoren (Fleischfressern). Mit einer Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern und einem Gewicht von sieben bis 15 Kilogramm ist er deutlich kleiner und leichter als ein Wolf, aber nur wenig größer als ein Fuchs. Beiden ähnelt er jedoch. Er hat jedoch im Vergleich zum Fuchs eine nur kurze und buschige Rute sowie eine dunkel gefärbte Schwanzspitze, während die des Fuchses eher hell ist. Sein Trittsiegel ähnelt laut Deutsche Wildtierstiftung dem eines großen Fuchses, allerdings sind seine Mittelballen im unteren Teil verwachsen.

Charakteristisch ist sein gelblich-graues, manchmal auch rötliches Fell, während Flanken und Läufe goldfarben sind. Sein Kopf weist rund um Gesicht, Maul und Hals eine weiße Zeichnung auf. Im Winter ist sein Fell deutlich länger und dichter. Im Angriffsmodus stellt er seine längeren Nackenhaare auffällig auf.

Lebensraum und Nahrung

Mäusebussard im Flug

Laut NABU ist der Goldschakal im Nahen und Mittleren Osten, Indien, nördlichen Afrika sowie verschiedenen Regionen Asiens verbreitet. In Europa liegt der Hauptlebensraum in Südosteuropa und dem Balkan, vor allem in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und der Ukraine. Von dort aus hat er sich in den letzten 30 bis 40 Jahren auch in West- und Nordeuropa ausgebreitet und mittlerweile die Niederlande, Dänemark und Estland erreicht. Der geschätzte Bestand liegt nach Angaben der International Union for Conservation of Nature für Europa bei 97.000 bis 117.000 Goldschakalen.

In Deutschland wurde der Goldschakal erstmals im Jahr 1997 in Brandenburg gesichtet. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland wurden bis 2020 insgesamt 25 Nachweise für ganz Deutschland zusammengetragen, Tendenz steigend. 2021 gelang es, mit genetischen Analysen und einem Fotonachweis von einem Welpen nachzuweisen, dass sich der Goldschakal innerhalb Deutschlands fortgepflanzt hat.

Wie seine sehr unterschiedlichen Verbreitungsgebiete zeigen, kann sich der Goldschakal flexibel an äußere Gegebenheiten anpassen. Er bevorzugt jedoch die Nähe zu Gewässern, Wälder und eine abwechslungsreiche Agrarlandschaft, da er hier Unterschlupf- und Aufzuchtmöglichkeiten sowie Nahrung findet, während er offene Landschaften eher meidet.

Der Goldschakal ist meist dämmerungs- und nachtaktiv und jagt oft allein, manchmal aber auch als Paar oder kleine Gruppe. Sein Jagdverhalten ähnelt laut Deutsche Wildtierstiftung dem des Fuchses: Er schleicht sich an seine Beute an und springt dann überraschend auf sie los. Als Allesfresser ernährt er sich von dem, was ihm saisonal und regional zur Verfügung steht: kleine bis mittelgroße Säugetiere (z. B. Nager, Hasen oder Vögel), Amphibien, Insekten, Fische, Aas und durchaus auch pflanzliche Kost wie Beeren, Mais oder Pflanzenteile. Auch Abfälle, z. B. Schlachtabfälle, verschmäht er nicht. Schafe und andere Nutztiere erbeutet er hingegen nur sehr selten.

Da Goldschakale sehr scheu sind, meiden sie den Kontakt und die Nähe zu Menschen. Sie stellen keinerlei Gefahr dar, sind aber im Gegenzug auch nur mit Glück zu beobachten.

Lebensweise und Fortpflanzung

Das Territorium, das von Goldschakalen besetzt wird, ist zwischen einem und 20 km² groß. Hier leben sie paarweise oder als Familie im Rudel. Laut NABU besteht ein Rudel aus dem Elternpaar, Welpen und Jungtieren aus dem Vorjahr. Die Jungtiere helfen häufig bei der Aufzucht der Welpen und gehen dann im Alter von ein bis zwei Jahren auch ihrer Wege, um sich eigene Partner und Reviere zu suchen. Dabei legen sie mitunter große Strecken zurück. Die Eltern bleiben in der Regel ein Leben lang zusammen; die Paarung findet zwischen Januar und März statt. Nach einer Tragezeit von etwa 60 Tagen bringt die Fähe zwischen Ende April und Anfang Mai drei bis fünf Welpen zur Welt, die sie dann etwa sechs bis acht Wochen säugt. Dafür zieht sie sich z. B. in verlassene Fuchs- oder Dachsbauten bzw. Schilf- oder Strauchdickicht zurück.

Goldschakale nutzen laut NABU verschiedene Arten der Kommunikation, dazu gehören Mimik und Gestik sowie unterschiedliche Laute wie Winseln, Heulen und Bellen. Sie werden etwa acht bis neun Jahre alt.

Gefährdung und Gefahren
WIndräder

Der größte und bedeutendste Feind des Goldschakals ist der Wolf. Siedelt sich ein Wolfsrudel in der Nähe an, führt dies laut Waldwissen.net in den meisten Fällen zur Abwanderung oder zum Tod einer Schakalfamilie. Für Jungtiere können außerdem Steinadler und Luchs gefährlich werden. Bestimmte Krankheiten können außerdem für Schakale tödlich sein, z. B. Staupe, Räude oder Tollwut (Hinweis: Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut).

Wie viele andere Wildtiere der Verlust von Lebensräumen auch für den Goldschakal als Bedrohung. Durch Straßenverkehr, Flächenversiegelung und Bevölkerungswachstum verliert er natürliche Verbreitungsgebiete; gleichzeitig geht der Bestand an Beutetieren zurück. Der Goldschakal ist in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Anhang V aufgelistet. In Deutschland und Mitteleuropa breitet er sich gerade erst aus und gilt daher als nicht gefährdet.

Bildquellen: pixabay.com

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