Tierschutzverein Mechernich e.V.

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Hummeln – Bestäuber im flauschigen Pelz

Hummel auf gelber Blüte

Im Frühjahr machen sich die schwarz-gelb gestreiften Insekten auf die Suche nach Nektar und Pollen. Die moderne Landwirtschaft hat jedoch zu einem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt geführt. Was Sie tun können, um das Fortbestehen der Hummeln zu unterstützen, erfahren Sie hier.

Die pummeligen, brummenden und friedlichen Bestäuber sind in unseren Gärten gern gesehen. Weltweit gibt es etwa 250 Arten, in Deutschland kommen etwa 45 davon vor. Insektizide, Monokulturen und immer weniger blühende Flächen haben jedoch zu einem deutlichen Rückgang der Hummelbestände geführt, weswegen einige Arten auf der Roten Liste stehen.

Merkmale

Hummeln gehören - genau wie Bienen - zu den Stechimmen (Aculeata). Allerdings sehen sich die beiden Insekten nicht besonders ähnlich: Im Gegensatz zu Bienen haben Hummeln einen eher runden und plüschigen Körper. Frisch geschlüpfte Hummeln sind gräulich bis weiß, erst nach einiger Zeit entwickeln sie ihr typisches gelb-schwarzes Aussehen.

Sie haben einen langen Rüssel, mit dem sie die Nahrung aufnehmen, und einen Wehrstachel zur Verteidigung, den sie auch wieder zurückziehen können. Ihre Größe variiert zwischen acht und 21 Millimetern, die Königin erreicht zwischen 15 und 23 Millimeter. Hummeln sind im Verhältnis zu der Fläche ihrer Flügel angeblich zu dick zum Fliegen – da sie dies aber nicht wissen, fliegen sie trotzdem. Dieses Gerücht hält sich laut SWR seit Jahrzehnten hartnäckig. Tatsächlich wäre dies aber nur der Fall, wenn ihre Flügel starr wären. Diese erzeugen jedoch spezielle Wirbel für zusätzlichen Auftrieb, mit denen sie schnell und auffällig brummend fliegen.

Hummeln verfügen – im Gegensatz zu Bienen – über einen entscheidenden Vorteil: Sie sind in der Lage, ihre Körpertemperatur blitzschnell der Umgebung anzupassen. Das heißt, sie können ihren Pelz in einer Viertelstunde auf knapp 37 Grad aufheizen – weswegen sie sich auch schon bei niedrigen Temperaturen im Frühjahr auf den Weg machen. Das gelingt ihnen, indem sie ihre Brustmuskulatur vibrieren lassen.

Lebensraum und NahrungPixabay 6326653 MyPixels uk Hummel im Flug TFW WEB 2024 06 klein

In den kühleren und klimatisch gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel fühlen sich Hummeln am wohlsten; die meisten Arten kommen in Europa und Asien vor. In unseren Gärten sind vor allem die Steinhummel, die Gartenhummel, die Erdhummel, die Baumhummel, die Ackerhummel und die Wiesenhummel zu sehen.

Die Hummelköniginnen erwachen Mitte März aus dem Winterschlaf und sind dann sprichwörtlich ausgehungert: Ihre letzte Mahlzeit hatten sie im vergangenen Herbst, da die Flugzeiten spätestens im Oktober enden. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar, den sie mit ihrem langen Saugrüssel auch tief aus den Pflanzen sammeln können.

Wer die Hummeln im Garten erstmal aufpäppeln möchte, sollte Krokusse oder Hyazinthen im Angebot haben. Das ganze Jahr über ist ein reichhaltiges Pflanzenbuffet aus Früh- und Spätblühern wichtig, damit Hummeln durchweg verschiedene Blütenformen anfliegen und bei der Nahrungsaufnahme bestäuben können. Ideal sind zum Beispiel Schlüsselblumen, Lungenkraut, Löwenzahn oder Gehölze wie Himbeere, Holunder oder Rosen.

Lebensweise und Fortpflanzung

Nur die Jungköniginnen, die im Vorjahr begattet wurden, überleben den Winter und suchen im Frühjahr nach einem Nistplatz. Dafür bevorzugen sie zum Beispiel Erdlöcher, Baumhöhlen, Steinspalten oder auch Holzhaufen, wobei sie manchmal auch leerstehende Nester von anderen Tieren - etwa Vögeln, Mäusen oder Maulwürfen - beziehen. Da Hummeln zu den staatenbildenden Insekten gehören, beginnen sie umgehend mit dem Bau eines Nestes in Form von Waben.

In die erste Wabe legen sie sechs bis acht Eier; die daraus schlüpfenden Larven ziehen sie mit Pollen auf, bis diese sich zunächst verpuppen und dann etwa vier Wochen nach Beginn des Nestbaus als Arbeiterinnen bestimmte Pflichten übernehmen. Sie kümmern sich um Nestbau und -verteidigung oder die Brutpflege und leben etwa drei bis vier Wochen. In einem Nest leben dann zwischen 50 und 600 Arbeiterinnen sowie die Königin.

Im Laufe des Sommers stellt die Königin die Aufzucht von Arbeiterinnen ein und beginnt sich um die Fortpflanzung zu kümmern. Sie legt sowohl unbefruchtete Eier, die sich zu Männchen (Drohnen) entwickeln, als auch befruchtete Eier, aus denen Vollweibchen heranwachsen. Diese künftigen Königinnen sind größer als die anderen Hummeln und werden von den Männchen begattet. Im Herbst suchen sie ein Winterquartier, während die alten Königinnen und die Drohnen sterben. Die Nester sind verlassen und werden nicht wieder genutzt. Im nächsten Frühjahr beginnt der Zyklus von neuem.

Natürliche Feinde 

Schlaue Verwandte mit ausgeklügeltem System: Kuckucks- oder Schmarotzerhummeln suchen sich Hummelarten aus, die ihnen ähnlich sind, dringen in deren Nester ein, töten die Königin, fressen deren Eier, legen ihre eigenen Eier in die leeren Waben und lassen sich ihre Larven von den Arbeiterinnen aufziehen. Auch Wachsmotten legen ihre Eier in Hummelnester; die geschlüpften Larven ernähren sich von den Eiern und Larven der Hummel.

Weitere Gegenspieler sind Bienenameisen, Milben, Wollbienen, Dickkkopffliegen und Fadenwürmer. Hummeln können sich auch in Netzen von Spinnen verheddern oder von bestimmten Vogelarten, zum Beispiel dem Neuntöter oder Bienenfresser, gejagt werden. Sie stehen außerdem bei einigen Säugetieren – Maus, Maulwurf, Fuchs, Dachs usw. – auf dem Speiseplan. 

Hummel über Blütenwiese

Gefährdung & Gefahren 

Abwechslungsreiche blühende Flächen und Bauerngärten mit einer Mischung aus Zier- und Nutzpflanzen sind vor allem in der modernen Landwirtschaft selten geworden. Stattdessen werden einstige Grünflächen zu Ackerland und blütenarmen Hochleistungswiesen, es wird vermehrt auf Monokulturen und den Einsatz von Insektiziden gesetzt. Hecken, Böschungen, Wege- und Gewässerränder werden gemäht bzw. beseitigt, so dass Hummelnester dabei zerstört werden.

Diese Eingriffe des Menschen in die Natur und den Lebensraum der Bestäuber haben dazu geführt, dass viele Hummel- und Bienenarten mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Darum sind sowohl Hummeln als auch Bienen besonders streng nach der Bundesartenschutzverordnung und dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt: Sie dürfen nicht gefangen oder getötet und ihre Nester nicht bekämpft werden.

Wer dabei helfen will, dass sich die Hummelpopulation erholt, sollte ein paar Maßnahmen beachten: Wegraine oder Gräben maximal einmal pro Jahr mähen, damit den Sommer über möglichst viele verschiedene Pflanzen blühen und Nester erhalten bleiben. Auf stillgelegten und ungenutzten Flächen geeignete Pflanzen einsäen. Insektengifte oder Dünger in diesen Bereichen auf keinen Fall einsetzen! In Gärten und auf Balkonen sollte ein möglichst abwechslungsreiches Nahrungsangebot zur Verfügung stehen.

Hummeln selber sind harmlose und friedliche Zeitgenossen, die nur bei einer Störung oder drohenden Gefahr stechen. Bei einem Angriff auf ihr Nest legen sie sich häufig zunächst brummend auf den Rücken. Ihr Stachel bleibt – anders als bei Bienen – nicht stecken, der Stich kann aber bei Allergikern einen anaphylaktischen Schock auslösen.

Bildquellen: pixabay.com

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