Warum der Spruch „Mücken stehen auf süßes Blut“ ein Irrglaube ist und warum Mücken uns wirklich ins Visier nehmen, erklären wir Ihnen im folgenden Artikel ...
Es gibt sie fast auf der ganzen Welt, sie besuchen uns meistens am Abend oder in der Nacht und hinterlassen auf unserer Haut juckende und aufgeschwollene Stellen: Mücken. Es sind rund 3.500 Stechmückenarten bekannt, von denen 50 hier in Deutschland zu finden sind.
Bekannteste Mücken in Deutschland
Die wohl in Deutschland am häufigsten vorkommende Mückenart, ist die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens). Sie wird zwischen drei und sieben Millimeter groß, hat einen bräunlichen, schlanken Körper sowie schmale Flügel und dunkle lange Beine. Sie ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und hält sich hauptsächlich in der Nähe von Häusern auf. Sie gehört zur Familie der Stechmücken (Culicidae) und kann bei einem Stich Krankheitserreger übertragen.
Ein größerer Vertreter der Stechmücken ist die Ringelmücke (Culiseta annulata), auch „Große Hausmücke“ genannt. Sie wird zwischen zehn und 13 Millimeter groß und hat weiße Streifen auf Körper und Beinen. Wie die Gemeine Stechmücke lebt auch sie in der Nähe von Häusern und ist - je nach Jahreszeit - tag- oder nachtaktiv. Auch sie kann - je nach Gebiet - Krankheitserreger wie das Tahyna-Virus übertragen.
Gnitzen (auch: Bartmücken) werden nur bis zu vier Millimeter groß und unterscheiden sich deutlich von anderen Mücken durch ihren stark hochgewölbten Rücken und ihre langen, braun-weiß gefleckten Flügel. Sie leben bevorzugt in der Nähe von Weidetieren und Gewässern, finden ihren Weg jedoch auch mal in Häuser und Wohnungen. Die Insekten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Für einige Tierarten können die kleinen Blutsauger gefährlich werden, wenn sie den Erreger für die Blauzungenkrankheit in sich tragen und weitergeben.
Die Kriebelmücke ist nur wenige Millimeter groß und hat im Gegensatz zu anderen Mücken kurze Flügel und einen gedrungenen Körper, der eine blaugraue bis schwarze Färbung aufweist. Sie ähneln vom Aussehen eher Fliegen, da sie keinen Stechrüssel haben, sondern die Haut ihrer „Beute“ aufbeißen, um an das Blut zu gelangen. Kriebelmücken kommen überwiegend an Gewässern vor und sind tagaktiv. Ihre Bisse sind sehr schmerzhaft und können Juckreiz sowie schwere Schwellungen verursachen; Krankheitserreger übertragen sie jedoch nicht.
Tropische Stechmücken in Deutschland
Tropische Stechmücken gelangen im Ei- oder Larvenstadium über den internationalen Handel nach Europa und breiten sich hier aufgrund der weltweit steigenden Temperaturen immer weiter aus. Seit 2004 wurden immer wieder neue invasive Stechmückenarten in Deutschland nachgewiesen.
Zu den ersten gehörte die Asiatische Tigermücke (Aedes albopticus). Die ursprünglich aus dem asiatisch-pazifischen Raum stammende Art kam über Südeuropa nach Deutschland und tritt hierzulande vor allem in Bayern auf. Wie der Name verrät, hat die Tigermücke schwarze dünne Streifen, die sich über ihren Körper ziehen. Sie gilt als gefährlich, da sie diverse tropische Krankheiten übertragen kann, etwa das West-Nil-Virus, Dengue-Fieber, Gelbfieber oder das Zika-Virus.
Auch die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) wurde bereits hier nachgewiesen. Das aus dem ostasiatischen Raum stammende Insekt hat einen schwarzbraunen Körper mit weiß-silbrigen Querstreifen und wurde 2008 das erste Mal in Deutschland entdeckt. Die Buschmücke wird wie die Tigermücke als gefährlich eingestuft, da auch sie Krankheiten wie das Gelbfieber oder das West-Nil-Virus (WNV) übertragen kann. Das WNV wurde zum ersten Mal 2018 in Deutschland bei Vögeln und Pferden nachgewiesen, ein Jahr später folgten die ersten Fälle bei Menschen. Es führt meist zu grippeähnlichen Symptomen, kann aber auch schwer verlaufen.
Neben der Asiatischen Tigermücke hat auch die Ägyptische Tigermücke (auch Gelbfiebermücke genannt) ihren Weg nach Deutschland gefunden. Sie hat, wie ihre asiatische Verwandte, dunkle Streifen, die sich über den ganzen Körper ziehen, aber als Unterscheidungsmerkmal einen orange-braunen Bauch. Sie kann dieselben Krankheiten wie die Asiatische Tigermücke übertragen.
Und dann wäre da noch die Sandmücke, ein Vertreter der Schmetterlingsmücken. Sie stammt ursprünglich aus Südostasien, ist zwei Millimeter groß mit einem hellbraunen, beigefarbenen Körper. Sandmücken kommen häufig in Scheunen und naturbelassenen Gebäuden vor und können unter anderem das Toskanafieber übertragen.
Auch wenn tropische Mückenarten sich immer weiter in Europa ausbreiten, ist die Gefahr einer schweren Erkrankung durch einen Mückenstich hierzulande sehr gering. Die Mücken sind nur Überträger, solange sie also keine Wirte mit dem entsprechenden Krankheitserreger stechen, bleiben sie ungefährlich.
Lebenszyklus
Stechmücken sind fast überall auf der Welt beheimatet, von den Tropen bis zur Arktis, vom Flachland bis in die Berge (bis zu 3.000 Meter Höhe). Sie gehören zu den sogenannten holometabolen Insekten. Das bedeutet, sie machen in ihrem Leben eine vollständige Metarmorphose durch – von der Larve über die Puppe bis hin zum ausgewachsenen Insekt.
Mückenlarven, die aus sehr widerstandsfähigen Eiern (kälte- und trockenresistent) schlüpfen, leben meist an stehenden Gewässern. Dort ernähren sie sich von Mikroorganismen und kleinsten organischen Substanzen. Eine Mücke durchläuft als Larve innerhalb von zwei Wochen vier Stadien, bevor sie zur Puppe wird. In diesem Stadium verharrt sie mehrere Tage ohne Nahrung, bevor die voll ausgebildete Mücke schlüpft. Dieser Zyklus kann - je nach Mückenart und Umwelteinflüssen, zum Beispiel die Temperatur - variieren.
Nahrung und Sinne
Grundsätzlich ernähren sich Mücken von Nektar und Pflanzensäften. Dies ändert sich jedoch nach der Paarung: Die Weibchen, die in ihrem kurzen Leben (vier bis sechs Wochen) drei- bis viermal 200 bis 300 Eier ablegen können, benötigen für diese Prozedur viel Eisen und Proteine. Und diese bekommen sie vom Blut von Vögeln, Säugetieren, Reptilien oder uns Menschen.
Um ihre „Opfer“ ausfindig zu machen, benutzen die Mückenweibchen ihre stark ausgeprägten Sinne, vor allem ihren ausgezeichneten Geruchssinn. Mit den sogenannten Rezeptoren an den Kopffühlern können sie kleinste Duftmoleküle erfassen. Es ist ein Irrglaube, dass Mücken von süßem Blut angezogen werden. Sie achten viel mehr auf den Körpergeruch, also Milch- und Harnsäure, Ammoniak (Bestandteile unseres Schweißes) sowie Kohlendioxid, das wir ausatmen. Dennoch werden Kinder und Frauen meist bevorzugt gestochen, da sie eine dünnere Haut haben als Männer und die Mückenweibchen (die Männchen stechen nicht) mit ihrem Rüssel einfacher ans Blut kommen. Um die ideale Hautstelle ausfindig zu machen, benutzen die Mücken ihre Fähigkeit Wärmesignaturen wahrzunehmen.
An der passenden Stelle angekommen, setzen die Mücken ihren langen Stechrüssel ein, um in die feinen Blutgefäße der Haut zu stechen. Während des Blutsaugens geben sie einen betäubenden, blutgerinnungshemmenden Speichel ab, mit dem sie auch Krankheitserreger übertragen können.
Mücken sind auch nützlich
Mücken sind für uns Menschen hauptsächlich lästige kleine Plagegeister, doch sie erfüllen durchaus einen wichtigen Zweck in der Natur. Im Larvenstadium helfen sie unter anderem dabei, die Gewässer zu reinigen, indem sie Mikroorganismen und organische Substanzen abbauen. Ausgewachsene Mücken fungieren wiederum als Blütenbestäuber und sind wichtige Nahrungsquelle für andere Tierarten, z. B. Vögel, Frösche, Eidechsen und Fledermäuse.
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