Wussten Sie, dass sich die Feldmaus bereits 13 Tage nach der Geburt fortpflanzen kann? Weitere faszinierende Infos über den kleinen Nager lesen Sie hier.
Klein, braun und meist so flink unterwegs, dass man sie gar nicht wirklich wahrnimmt – das ist die Feldmaus. Sie zählt zu den häufigsten Säugetieren auf landwirtschaftlichem Boden und bringt alle Jahre wieder die Landwirte zum Haareraufen, denn in den sogenannten Mäusejahren bleibt kein Ackerboden unberührt.
Merkmale
Die Feldmaus ist eine Unterfamilie der Wühlmäuse und lässt sich schnell von anderen gängigen Mäusearten unterscheiden. Im Gegensatz zur Hausmaus besitzt die Feldmaus einen recht kurzen Schwanz, sowie kleine Ohren und Augen. Ihr Körper ist langgestreckt bis zu 120 mm groß und der Schwanz nur 25 bis 38 mm. Die Hinterbeine der Feldmäuse sind, wie bei vielen Mäusearten, um einiges kräftiger als die Vorderbeine, um so ein schnelles, bodennahes Laufen zu ermöglichen. Ähnlich wie die Hausmaus hat die Feldmaus ein braunes bis grau-gelbliches Fell, welches jedoch am Bauch gelblich-weiß wird. In östlichen Gebieten sind dabei eher graue und im Westen braune Mäuse anzutreffen. Das Fell besteht hauptsächlich aus dünnen Wollhaaren mit nur wenigen Deckhaaren auf dem Rücken der Tiere. Männchen und Weibchen unterscheiden sich nur anhand der Größe und des Gewichts, allerdings ist das bei maximal 40 Gramm ein kaum erkennbarer Unterschied.
Lebensweise
Auf der täglichen Futtersuche nach Gräsern, Kräutern, Samen und Getreide, bewegen sich die Feldmäuse auf ausgetretenen Pfaden, welche die vielen Eingänge zu ihren Tunneln miteinander verbinden. Sie leben in dichten Kolonien und bauen viele meterlange Gänge, welche ein verzweigtes System unter der Erde erstellen. Die Bauten liegen meist zwischen 40 und 60 cm tief und besonders in Böden mit niedriger Vegetation und tiefliegendem Grundwasser.
Feldmäuse sind sowohl tagsüber als auch nachts aktiv. Sie haben einen recht kurzen Wechselzyklus zwischen circa 3 Stunden Aktivität und dann folgend 3 Stunden Ruhezeit. Während der aktiven Phase sind sie stetig damit beschäftigt, neue Vorräte für die Kolonie zu sammeln und sich um den Nachwuchs zu kümmern. Obwohl Feldmäuse in Kolonien leben, bleiben die Männchen Einzelgänger, während die Weibchen in Familienverbänden leben.
Unter optimalen Bedingungen können Feldmäuse bis zu 3 Jahre alt werden, doch durch viele aktive Fressfeinde werden sie oft nur wenige Monate alt. Zu den Fressfeinden gehören Greifvögel, wie Bussarde, Eulen und Falken, sowie Füchse, Wieselarten und Wild- aber auch Hauskatzen. Während die Greifvögel und größeren Säuger darauf warten müssen, die kleinen Nager in einer aktiven Phase zu erwischen, schaffen es Hermeline und Mauswiesel sogar in die Bauten der Mäuse einzudringen und sie hier zu überrumpeln.
Fortpflanzung und Verbreitung
Eine besondere Eigenschaft der Feldmäuse ist ihre auffallend frühe Geschlechtsreife. Schon nach 13 Tagen sind die Wühler bereit, Nachwuchs zu zeugen! Da die Tragzeit der Jungen weniger als drei Wochen beträgt, können weibliche Mäuse so theoretisch alle 20 Tage neuen Nachwuchs gebären. Pro Wurf kommen zwischen 8 und 13 Mäuse zur Welt. Da die Männchen Einzelgänger sind, übernehmen die Weibchen die Aufzucht der Kleinen alleine. Sie schließen sich zu Familienverbänden zusammen und füttern dabei auch die Jungen der anderen Weibchen mit. Nach circa einem Monat trennt sich der Familienverband und der Kreislauf beginnt erneut.
Feldmäuse bekommen oft und viel Nachwuchs und alle paar Jahre kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung der Tiere. In den sogenannten Mäusejahren kann es bis zu 2000 Tiere pro Hektar geben und kaum ein Feld überlebt diese Jahre. Jedoch vermehrt sich in den Mäusejahren nicht nur der Mäusebestand, sondern auch Eulen und Co. verbreiten sich schlagartig. So plötzlich wie die Feldmausplage kommt, verschwindet sie meist auch wieder. Wenn ein Lebensraum abgefressen ist und sich die Bedingungen verändern, bricht der Mäusebestand abrupt zusammen und auf jedes Mäusejahr folgt eine Ruhezeit bis der Zyklus wieder von vorne beginnt.
Doch woran liegt diese plötzliche Massenvermehrung? Forscher wissen schon, dass optimale Lebensbedingungen, wie Witterung und Futterverfügbarkeit, eine große Rolle in den Mäusejahren spielen. Doch es scheint noch weitere Gründe zu geben, die noch nicht erkennbar sind und weiter erforscht werden müssen. Es ist aber auch klar, dass die Mäusejahre ein menschengemachtes Problem sind, da durch die Landwirtschaft die optimalen Bedingungen für die kleinen Wühler erst entstehen.
Fleißiger Wühler
In den Mäusejahren erfreuen sich die Nager keiner großen Beliebtheit bei Landwirten. Denn sie fressen nicht nur die Samen und Wurzeln weg, sondern zerstören mit ihren unterirdischen Bauten auch möglichen fruchtbaren Boden. Feldmäuse gehörten tatsächlich zu den häufigsten Säugetieren auf landwirtschaftlichem Boden und da, wo sie einmal gewütet haben, bleibt meist nur eine kahle Wüste zurück.
Da es immer noch nicht zu 100% klar ist, woran die explosionsartige Vermehrung der Mäuse liegt, versuchen Forscher nun Frühwarnsysteme für die Landwirtschaft zu entwickeln. Doch wie wird gegen die flinken Wühler vorgegangen? Meist wird hier zuallererst zum Gift gegriffen. Vergiftete Weizenkörner sollen die Mäuse schnell ausschalten. Doch Tierschützer warnen vor Kollateralschaden, denn obwohl zum Beispiel Eulen keine Schäden davon tragen, wenn sie eine vergiftete Maus fressen, gibt es andere Nager, die ebenfalls die vergifteten Körner aufnehmen. So werden geschützte Arten, wie die Haselmaus, noch weiter gefährdet. Der Gifteinsatz wird aus diesem Grund auch gesetzlich geregelt. Eine andere Vorgehensweise ist einerseits das vermehrte Pflügen der Felder, um die Bauten zu zerstören. Mit einem Grubber ist dies auch möglich, ohne die Felder tief umzupflügen. Anderseits gibt es noch die Möglichkeit, sogenannte Sitzkrücken anzubringen. Sitzkrücken dienen als Landehilfe für Greifvögel, die natürlichen Fressfeinde der Feldmäuse.
Forscher versuchen derzeit eine Möglichkeit zu finden, die Fortpflanzung der Tiere schon vor Beginn einer Massenvermehrung einzudämmen, jedoch steckt dieses Projekt noch in den Kinderschuhen. Und so müssen sich Landwirte wohl noch auf viele weitere Mäusejahre einstellen – bis sich eine tiergerechte Lösung für das Problem finden lässt.
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