In Deutschland sind die unterschiedlichsten Arten der Achtbeiner beheimatet. Welche genau das sind und woran man sie erkennt, erfahren Sie hier.
Mit Spinnen sind meist Arten der Ordnung Webspinnen gemeint. Diese werden unterteilt in Gliederspinnen (Mesothelae), Vogelspinnenartige (Mygalomorphae) und Echte Webspinnen (Araneomorphae). Spinnen gehören wie Insekten zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda). Die in Deutschland lebenden Arten sind: (Haus)Winkelspinne, Gartenkreuzspinne, Wespenspinne, Wolfsspinne, Zitterspinne, Speispinne, Zebraspringspinne, Tapezierspinne, Laufspinne.
Merkmale
Das typischste Merkmal an Spinnen sind natürlich ihre acht Beine. Schaut man sie sich genauer an, sieht man auch, dass ihr Körper aus zwei Teilen besteht. Sie haben ein festes Außenskelett, das ihnen nur ein begrenztes Wachstum ermöglicht. Deshalb wachsen Spinnen per Häutung. Jedes Mal, wenn sie ihren Panzer vollständig abwerfen, sind sie etwa ein Fünftel größer als zuvor. Darüber hinaus haben Spinnen je nach Art acht oder sechs Punktaugen, die ihnen ein weites Gesichtsfeld ermöglichen.
Die vorderen Beine nutzen Spinnen als Tastorgane, die hinteren zum Laufen. An den Beinen befinden sich auch die sogenannten Becherhaare, ein wichtiges Sinnesorgan, womit die Spinne Schall wahrnimmt. Dieser Mechanismus ist so akkurat eingestellt, dass sie sogar die Entfernung und Richtung orten können, aus der ein Angreifer sich nähert – oder ein Opfer. Zusätzlich befinden sich an den Beinen Spaltsinnesorgane, mit denen die Spinne Vibrationen wahrnimmt. Landet Beute im Netz, merkt sie die Veränderungen über die Fäden und macht sich auf den Weg zum Festmahl.
Mit den Kieferklauen, die eine Giftdrüse an der Spitze haben, ergreift sie ihre Beute. Sie injiziert ihr eine enzymhaltige Flüssigkeit, die das Tier auflöst, und saugt es anschließend aus. Oder sie betäubt die Beute, um sie lebend als Vorrat aufzubewahren. Spinnen ernähren sich hauptsächlich von erbeuteten Gliederfüßern, meist Insekten, aber auch von anderen Spinnen, einige Arten auch von Aas.
Den Faden zum Einspinnen der Beute sowie zum Netzweben führen die meisten Webspinnen mit den hinteren Beinen. Am Körperende befinden sich die sogenannten Spinnwarzen, in denen eine proteinhaltige Flüssigkeit erzeugt wird, die an der Luft zu einem Faden erhärtet.
Lebensraum/Verhalten
Die Winkelspinne ist nachtaktiv, hat lange Beine und einen behaarten Körper und ist die häufigste, ganzjährig im Haus anzutreffende Spinnenart. Ihr größter Vertreter wird mit Beinen rund zehn Zentimeter lang. Am liebsten versteckt sie sich unter Sofas, in dunklen Ecken und natürlich im kühlen Keller.
Ihren Namen hat die Gartenkreuzspinne von dem Kreuz auf ihrem Rücken und ihrem Lieblingsort, dem Garten. Große, kunstvoll gesponnene Radnetze sind ihr Markenzeichen. Anders als viele andere Arten hat die Gartenkreuzspinne einen zweijährigen Lebensrhythmus. Es existieren also immer zwei unterschiedlich entwickelte Spinnengenerationen nebeneinander. Zur Zeit der Eiablage im September oder Oktober sind es für wenige Tage sogar drei Generationen.
Die grau-braune Wolfsspinne hat ein besonderes Merkmal: Sie besitzt acht Augen, angeordnet in drei Reihen. Des Weiteren jagt sie nicht mit dem Netz, sondern lauert ihrer Beute in Erdlöchern auf. Sie leben auf trockenem, besonntem Untergrund. Am besten ist Rasen mit vielen Spalten. Sie ist bis zu drei Zentimeter groß.
Durchsichtig, klein, mit langen und sehr dünnen Beinen - das ist die Zitterspinne. Diese filigrane Art trägt ihren Namen, weil sie bei Gefahr zittert und so verschwimmen ihre Umrisse und der Feind kann sie nicht mehr gut erkennen. Zwar wird die Zitterspinne gerade mal sieben Millimeter groß, ihre Beine aber erreichen eine Länge von bis zu fünf Zentimetern. Sie spinnt ihre Netze vor allem an der Decke. Dadurch kommt es mit der Zeit zu Staubmäusen unter der Zimmerdecke.
Auch die Speispinne fühlt sich in unseren heimischen vier Wänden wohl. Man entdeckt die kleine, gelblich-graue bis hellbraun-rötliche und gefleckte Art unter Blumentöpfen oder in Regalen. Sie ist nachtaktiv und bewegt sich äußerst langsam. Speispinnen bauen keine Netze, sondern erbeuten ihre Nahrung mit hoch empfindlichen Sinneshaaren an den Beinen, die auf leiseste Bewegungen oder leichtesten Luftzug reagieren.
Die Zebraspinne mit ihrem charakteristischen gestreiften Hinterleib wird vier bis sieben Millimeter groß und sitzt gerne an sonnigen, windstillen Plätzen auf der Wiese, an Hauswänden oder Felsen. Sie hat kurze, aber kräftige Beine, die ihr große Sprünge ermöglichen. Das geschieht, indem sie das dritte und vierte Beinpaar ruckartig durchstreckt. Als aktive Jägerin befestigt sie ihren Spinnfaden am Boden, schleicht sich langsam an ihre Beute auf wenige Zentimeter heran, springt blitzschnell los und umfasst ihr Opfer mit ihren Giftklauen und Beinen.
Ein aus Seide gewebter Fangschlauch auf der Erde verrät, wo die 7-15 mm große Tapezierspinne lebt: in 10 bis 30 Zentimeter langen Röhren im Boden trockener, offener Kiefernwälder und Heidelandschaften. Sie kleidet diese mit Spinnenseide aus. Ein bis zu 10 cm langes Ende bleibt oberirdisch liegen. Beute, welche über diesen Fangschlauch läuft, ergreift die Spinne durch den Schlauch hindurch mit ihren Klauen und zieht sie in die Bodenröhre.
Ihrem Namen gemäß, fängt die Laufspinne ihre Beute nicht in Netzen, sondern in einem raschen Lauf. Ihr Körper ist flach, die vier Beinpaare sind alle gleich lang. Eigentlich schätzt die Laufspinne subtropisches Klima und ist vor allem in Südamerika zu Hause. Drei Arten fühlen sich jedoch auch in unseren Breitengraden wohl.
Fortpflanzung
Viele Spinnen riechen mit Geruchshaaren, die sich an den Beinen befinden. Das Ganze funktioniert über chemotaktile Reize und wird von den Tieren unter anderem auf der Partnersuche eingesetzt.
Weibchen können sich je nach Art auch mehrere Jahre hindurch fortpflanzen. Erkennen sie das Männchen bei der Paarung nicht als artgerechten Geschlechtspartner, kommt es auch mal vor, dass das Weibchen es frisst. Bei manchen Arten, bei denen die Männchen sehr viel kleiner sind, ist es die Regel, dass die Weibchen sie nach der Begattung verspeisen.
Weibliche Spinnen legen Eier oder tragen das Eigespinst oder Eikokon mit sich herum. Die ausgeschlüpften Jungtiere sind bereits komplett fertig ausgebildet, bleiben aber noch im Eigespinst bis zu ihrer ersten Häutung. Bis zur Geschlechtsreife finden je nach Art 5 bis 10 Häutungen statt, in denen Spinnen auch Gließmaßen ersetzen können. Dann wächst das Bein nach und wird bei der nächsten Häutung freigegeben.
Gefährdung
Da die meisten Spinnen ein verstecktes Leben führen, weiß man meist nichts über die Bestandsentwicklung. Sicher ist jedoch, dass sie empfindlich auf Veränderungen der Umwelt reagieren und sich deshalb gut zur Beurteilung des ökologischen Wertes von Lebensräumen eignen. Die Tapezierspinne steht in einigen Bundesländern als gefährdet oder stark gefährdet auf der Roten Liste.
In unseren Breiten sind Spinnen Nützlinge, da sie im Haus und außerhalb Mücken und Fliegen fangen. „Spinnen sind sehr wichtig fürs Ökosystem“, sagt Thomas Lübcke. Der Biologe leitet im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz das Vivarium. „Spinnen bilden einen großen Anteil der Bodentiere, sie wirken regulierend auf die Bodengemeinschaft.“ Ins Haus/die Wohnung eingedrungene Spinnen sollten schonend wieder nach draußen gebracht werden. Da sie sich gut orientieren können, sollten sie erst in einiger Entfernung freigelassen werden.
Fressfeinde der Spinnen sind Vögel, aber auch Fledermäuse und Reptilien. Manche Insekten wie Libellen und Wegwespen fressen ebenfalls Spinnen bzw. füttern damit ihre Larven. Einige Schlupfwespen und Kugelfliegen legen ihre Eier in lebende Spinnen. Auch Parasiten, wie Milben und Fadenwürmer, befallen Spinnen.
Gesundheitsrisiken für den Menschen
Spinnenbisse kommen in unseren Breiten selten vor und sind in der Regel harmlos. Wenn eine Spinne in Notwehr einen Menschen beißt, passiert im Normalfall gar nichts, da die Giftklauen die menschliche Haut nicht durchdringen können. Falls es doch gelingen sollte, kann die Bissstelle wie bei einem Mückenstich sich röten und anschwellen. Bei Allergikern kann es zu Komplikationen kommen.
Eine Übertragung von gesundheitsgefährdenden Erregern durch Spinnen ist nicht bekannt. Problematisch können aber durch Obstimporte eingeschleppte Giftspinnen aus fremden Ländern werden.
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