Tierschutzverein Mechernich e.V.

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Dachs - scheuer Meister Grimbart

Dachsfamilie auf Wiese

Der Dachs gehört zu den größten Mardern in Deutschland und lebt zurückgezogen in unseren Wäldern. Erfahren Sie hier mehr über das faszinierende Wildtier mit den charakteristischen schwarz-weißen Streifen im Gesicht. Und wie kommt es eigentlich dazu, dass Jungtiere zum Ende des Winters auf die Welt kommen, obwohl die Paarung viele Monate zurück liegt …

Auch wenn der Europäische Dachs – in Fabeln und Märchen Grimbart genannt – etwas plump wirkt, so sind seine Wehrhaftigkeit und Wendigkeit oftmals überraschend. Er bringt zwischen sieben und 17, manchmal sogar bis zu 20 Kilogramm auf die Waage und ist der größte Marder hier bei uns in Deutschland.

Merkmale

Der Dachs besitzt einen kompakten, gedrungenen Körperbau mit einem schlanken Kopf, eine lange Schnauze und starken Pfoten zum Graben. Die Krallen sind nach unten gebogen. Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht durch die Fellzeichnung, Weibchen sind jedoch generell etwas schlanker gebaut, während die Männchen schwerer sind und auch der Schädel breiter und runder ist.

Dachs Nahaufnahme

Fell
Die Oberseite des Dachsfells weist eine silbrig-graue Färbung auf, mit bis zu zwölf Zentimeter langen gelblichen Grannenhaaren. Die Behaarung der Unterseite und Beine ist schwarz und deutlich kürzer. Am Bauch selbst hat der Dachs auffällig wenig Fell. Besonders markant ist seine charakteristische Gesichtsmaske: Während Kopf und Hals weiß sind, verlaufen oberhalb der beiden Mundwinkel zwei breiter werdende schwarze Streifen über die Augen und Ohren hinweg bis zum Nacken. Am Rand sind die Ohren zusätzlich weiß gefärbt.

Kopf
Im Gegensatz zu seinem gedrungenen Körper hat der Dachs einen eher gestreckten Schädel. Seine rüsselartige Schnauze spürt die Nahrung auf und ist robust genug, um Würmer und Insekten aus dem Erdreich heraus zu fressen. Auf dem Schädelknochen ist ein bis zu 16 Zentimeter langer Scheitelkamm, der mit zunehmendem Alter weiterwächst. Daran sind die kräftigen Beißmuskeln angesetzt. Bei besonders starken Männchen kann der Durchmesser der Halsmuskeln den des Schädels übertreffen.

Analdrüsen
Zwischen Schwanzwurzel und Anus befindet sich beim Dachs (wie bei anderen Mardern auch) eine zwei bis sechs Zentimeter tiefe und breite Subkaudaldrüse (Duftdrüse). Mit dem darin enthaltenen Sekret markieren die Dachse Territoriumsgrenzen, Materialien in Baunähe und auch Artgenossen. Forscher gehen davon aus, dass mit diesem Duft Informationen über die Gruppenzugehörigkeit der Tiere übermittelt werden.

Lebensweise

Ähnlich wie Wölfe leben auch Dachse in einem Familienverband, der aus dem Elternpaar, dem aktuellen Wurf und den Jungtieren des Vorjahres besteht. Den Winter verschlafen die Tiere hauptsächlich, sie halten Winterruhe und fahren dabei ihren Stoffwechsel stark herab. Die Schlafphasen werden ab und zu durch kurze Aufwachperioden unterbrochen.

Regenwurm

Nahrung
Dachse ernähren sich auf pflanzlicher und tierischer Basis und haben einen breit gefächerten Speiseplan. Im Frühjahr machen Regenwürmer mit bis zu 50 % ihre Hauptnahrung aus. Werden die Böden im Sommer und Herbst trockener, weichen sie auf andere Nahrungsquellen aus. Sie mögen gerne Insektenlarven von Mai- oder Mistkäfern, sowie Nachtfalter und manchmal auch Schnecken. Zudem erbeuten sie kleinere Säugetiere wie Wühlmäuse und seltener auch Maulwürfe oder Wildkaninchen. Auch vor Aas machen die großen Marder nicht halt, und auch Vögel und deren Gelege stehen auf ihrem Speiseplan. Zudem verzehren Dachse Getreide, Mais und Feldfrüchte aller Art, sowie Obst, Beeren, Wurzeln und Knollen. Auch Eicheln werden gerne gefressen. Je nachdem, wo sie leben, können sogar Amphibien, Reptilien oder auch Fische auf dem Menüplan stehen.

Lebensraum
Dachse siedeln sich überall dort an, wo sie genügen Nahrung finden und ihre Erdbaue graben können. Häufig liegen diese Bauanlagen in Waldgebieten, sie können sich aber auch in Gehölzen und Hecken der Kulturlandschaften befinden. Damit sichere Baue gegraben werden können, muss der Boden eine ausreichende Grabfestigkeit aufweisen und trocken sein. Daher meiden sie feuchte Lebensräume und Auwälder.

Fortpflanzung
Zwischen Januar und März kommt der Nachwuchs noch während oder zum Ende der Winterruhe zur Welt. Dies ist durch die Keimruhe möglich, denn die befruchteten Eizellen ruhen in der Gebärmutter bis zum Anfang des Winters und beginnen sich erst dann zu entwickeln.  Die Mutter bring zwei bis vier Jungtiere im dunklen Erdbau zur Welt, wo der Nachwuchs seine ersten Lebenswochen verbringt. Die Mutter verlässt den Bau nur selten oder gar nicht, wenn es sehr kalt ist. Mit etwa zwei Monaten verlassen die Jungen zum ersten Mal den Bau und erkunden die Umgebung. Dachse können sich nur wenige Wochen nach der Geburt erneut paaren, in der Regel findet die Hauptpaarungszeit jedoch im Sommer statt. Die befruchteten Eizellen überdauern erneut bis zum nächsten Winter befruchtet in der Gebärmutter.

Bedrohungen

Rasierpinsel mit Dachshaar

Die Intensivierung der Landwirtschaft und der Straßenverkehr zählen auch bei den Dachsen zu den größten Bedrohungen. Die riesigen Monokulturen der industriellen Landwirtschaft bieten weder Lebensraum noch eine vielfältige Nahrungsgrundlage für die Tiere. Viele Dachse verlieren zudem ihr Leben im Straßen- und Schienenverkehr. Besonders häufig kommt es zu Kollisionen in Baustellenbereichen von Autobahnen, in denen Betonleitwände die Fahrspuren begrenzen. Hier haben die Dachse keine Fluchtmöglichkeit mehr.

Zudem gelten in Deutschland in den meisten Bundesländern unterschiedliche Jagdzeiten. Vor allem die Fallenjagd fordern zahlreiche Opfer. Insgesamt wurden 2015/16 71.100 Dachse durch Jäger getötet. Der NABU plädiert für eine Abschaffung der Dachsjagd, da die meisten der getöteten Tiere nicht genutzt werden. Zum Teil werden Dachshaare zur Herstellung von Pinseln verwendet und das Fett kommt in der Kosmetik zum Einsatz.

Bildquellen: pixabay.com

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