Tierschutzverein Mechernich e.V.

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Europäische Wildkatze – das scheueste Wildtier Deutschlands

Europäische Wildkatze

In unseren Wäldern lebt versteckt und zurückgezogen die Europäische Wildkatze. Auch wenn sie optisch leicht zu verwechseln ist mit unseren zahmen Stubentigern, streicheln und kuscheln lässt sie sich niemals …

Die überaus scheuen Wildkatzen sind nur selten in freier Wildbahn zu beobachten, denn sie meiden den Menschen sehr strikt. Als nachtaktive Jäger verlassen sie ihr Versteckt hauptsächlich bei Dunkelheit und haben mit der Hauskatze nur wenig gemein. Diese haben ihren Ursprung im Orient und kamen mit den Römern über die Alpen. Die Europäische Wildkatze hingegen ist eine eigenständige Tierart und hier können Sie mehr über die scheuen Samtpfoten erfahren.

Merkmale und Sinne

Europäische Wildkatze

Tatsächlich muss man schon genauer hinsehen, um eine Wildkatze von einer Hauskatze unterscheiden zu können. Und selbst mit viel Übung ist es noch schwierig, da sich die beiden Arten optisch zu stark ähneln. Eine 100%ige Bestimmung kann nur im Labor durchgeführt werden.

Körperbau
Die Wildkatze erscheint durch das dichte Fell kraftvoller und massiger als die Hauskatze und sie hat etwas längere Beine. Männchen wiegen in der Regel zwischen vier und sieben Kilogramm, während Weibchen mit gut zwei bis knapp fünf Kilogramm deutlich leichter und kleiner sind. Der dicke, relativ kurze Schwanz endet stumpf. Auch wenn der Schädel dem einer Hauskatze stark ähnelt, so bietet er Platz für ein größeres Gehirn. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist der helle Nasenspiegel.

Fell
Das Fell der Wildkatze ist dicht und im Winter lang. Es weist einen gelblichen Unterton auf und die Tigerzeichnung ist beim erwachsenenTier verwaschen und oft kaum zu erkennen. Der buschig-markante Schwanz hat einige dunkle, klar abgesetzte Ringe und immer ein dunkles Ende. Auf der Mitte des Rückens verläuft eine dunkle Linie, der sogenannte Aalstrich. Dieser endet bei der Schwanzwurzel. Des Weiteren ziehen sich dunkle Streifen von der Stirn bis in den Nacken. Jungtiere weisen eine kontrastreichere Tigerzeichnung auf, weshalb sie noch leichter mit den Kitten der Hauskatzen zu verwechseln sind.

Hör- und Sehsinn
Das Gehör der Wildkatze ist extrem entwickelt und sie kann Beutetiere im dichten Unterholz oder in der Dunkelheit sehr gut wahrnehmen. Die Ohrmuscheln können in fast alle Richtungen gedreht und Geräusche so zuverlässig lokalisiert werden. Die Augen der Wildkatzen sind für die nächtliche Jagd spezialisiert: Die tagsüber schlitzförmigen Pupillen weiten sich bei Dunkelheit und nehmen dabei fast 90 % der Augenfläche ein. Auf diese Weise kann besonders viel Licht auf die Netzhaut fallen. Die reflektierende Schicht hinter der Netzhaut wird „Tapetum lucidum“ genannt und diese wirf das einfallende Licht zurück. Somit passiert es die Netzhaut ein zweites Mal, weshalb Katzen auch noch gut sehen können, wenn scheinbar absolute Dunkelheit herrscht.

Lebensweise

Wildkatzen haben ihren Lebensraum in Wäldern und Halboffenlandschaften, daher werden sie auch manchmal auch als „Waldkatzen“ bezeichnet. Sie sind klare Einzelgänger und treffen nur zur Fortpflanzung aufeinander. Das größte Wildkatzenvorkommen in Westeuropa befindet sich in Rheinland-Pfalz. Die Tiere bevorzugen ungestörte Laub- und Mischwälder und schlafen tagsüber in Baumhöhlen, Reisighaufen oder in Holzpoltern. Auch Felsspalten und Bauten von Dachs und Fuchs werden zu Ruhezeiten genutzt, aber auch leicht zu erkletternde Schlafplätze in Baumkronen.

Wildkatzen Jungtiere

Streifgebiete
Wildkater (in der Jagdsprache Kuder genannt) haben sehr große Aktionsräume im Vergleich zu ihrer Körpergröße. Mit 1500 bis 3000 Hektar ist ihr Steifgebiet etwa so groß wie das von Rotwild. Weibliche Wildkatzen hingegen nutzen deutlich kleinere Gebiete zwischen 300 und 800 Hektar. Während sich die Aktionsräume von Wildkatern durchaus überlappen können, grenzen sich die Weibchen sehr viel strenger voneinander ab. Generell orientiert sich die Größe der Reviere an der Anzahl der dort lebenden Beutetiere.

Fortpflanzung
Während der Ranzzeit zwischen Januar und März vergrößern Wildkater ihre Streifgebiete und suchen nach paarungsbereiten Weibchen. Nach etwa 68 Tagen Tragzeit kommen zwei bis sechs blinde Jungtiere zur Welt. Nach ein bis zwei Wochen öffnen sie die Augen und beginnen mit vier bis fünf Wochen miteinander zu spielen. Die Jungtiere werden sechs bis sieben Wochen lang gesäugt und trennen sich mit vier bis fünf (maximal zehn) Monaten von der Mutter. Voll ausgewachsen sind Wildkatzen mit knapp 19 Monaten und können sieben bis 10 Jahre alt werden. Verliert die Mutter ihre Jungen, beispielsweise durch Fressfeinde, so kann es zu einem zweiten Wurf in diesem Jahr kommen.

Jagd und Beute
Sobald die Sonne untergegangen ist, beginnen die Wildkatzen mit der Jagd. Sie ernähren sich zu etwa 80 % von Kleinsäugern, wie Mäusen oder Ratten. Gelegentlich erbeuten sie auch andere Tiere wie Vögel, Eichhörnchen, Kaninchen oder Reptilien und Insekten. In Notzeiten, greifen die Tiere auch auf Aas oder pflanzliche Kost zurück. Die geschickten Jäger lauern ihrer Beute entweder auf oder sie entdecken sie zufällig beim Durchstreifen ihrer Reviere. War die Jagd erfolgreich, so halten die Wildkatzen ihr Beutetier mit den Krallen fest auf den Boden gedrückt und töten es mit einem Biss. Wildkatzen verzehren ihre Beute entweder sofort oder verstecken sie unter Laub oder in dichter Vegetation.

Bedrohungen

Die Wildkatze steht in Deutschland unter Naturschutz. Zudem ist sie Verantwortungsart innerhalb der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“. Holzpolter

Industrie & Straßenverkehr
Die Zerschneidung ihres Lebensraumes durch Straßen- und Schienenverkehr bedroht, wie so viele Wildtiere, auch die Wildkatze und fordert die meisten Todesopfer. Die Errichtung von Grünbrücken kann die Gefahr von Wildunfällen reduzieren. Die intensive Nutzung der Landschaft drängt die Populationen zurück und isoliert dabei oftmals kleinere Gruppen und deren Genpool. Diese sind dann besonders anfällig für Inzucht und Krankheiten. Auch verwilderte Hauskatzen stellen eine Gefahr für Wildkatzen dar, da Haustierkrankheiten übertragen werden können. Hybridisierung generell ist möglich, Gentests haben jedoch ergeben, dass nur 3 % Mischlinge sind, einer der niedrigsten Hybridisierungsgrade in Europa.

Holzpolter
Die Stapel gefällter Baumstämme werden „Holzpolter“ genannt und diese bergen große Gefahren für Wildkatzen. Sie nutzen die Holzstapel gerne tagsüber als Rückzugsort zum Schlafen und beim Verladen der Stämme können sie zur Todesfalle für die Tiere werden. Vor allem, wenn sich weniger mobile Jungtiere ebenfalls dort aufhalten. Das Häckseln von Schwachholz kann im Frühling ganze Würfe gefährden.

Mensch und Wildkatze

Wildkatzen gelten als unzähmbar, sie gewöhnen sich auch in Gefangenschaft nicht an den Menschen und lassen sie niemals freiwillig von ihm berühren. Wenn sie in Gefangenschaft ein großes Gehege mit vielen Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten haben, so dulden sie eine Beobachtung durch den Menschen, wenn respektvoller Abstand bewahrt wird. In Gefangenschaft geborene Tiere nähern sich ihren bekannten Pflegepersonen und kommen aus ihrer Deckung heraus, um beispielsweise zugeworfenes Futter zu erbeuten. Aber auch sie lassen sich niemals berühren und jeglicher Versuch löst direkt Abwehrreaktionen aus. In freier Wildbahn sind sie so scheu, dass auch heute noch selten Bilder von ihnen gemacht werden können. Werden ihre Verstecke von Menschen entdeckt, kehren Wildkatzen niemals dorthin zurück. Sie zählen wohl zu den scheuesten Säugetieren bei uns in Deutschland.

Bildquellen: pixabay.com






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