Ohne Veränderungen keine Zukunft, Frau Klöckner!
Das „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ unter Vorsitz von Jochen Borchert übergibt heute seine Empfehlung zum Umbau der Nutztierhaltung an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Dazu kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:
„Jetzt haben es alle nochmal schriftlich: Es geht nicht weiter wie bisher. Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks lassen hoffen. Es scheint sich etwas zu bewegen, auch wenn bei der Umsetzung im Detail aus Tierschutzsicht weitere Verbesserungen nötig wären. Das langfristige Ziel, die Nutztierhaltung in Stufe 2 der geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichnung zu überführen und damit mit deutlich mehr Platz, Außenklimabereich, Struktur und Beschäftigungsmaterial auszustatten, ist richtig. Eine Umstellung erst im Jahr 2040 ist jedoch nicht ambitioniert genug. Eine tiergerechtere Haltung muss deutlich früher forciert werden – zum Beispiel durch eine gestaffelte Förderung: Der Landwirt, der sofort umbaut, bekommt eine höhere Förderung als der, der erst in 2039 beginnt, die Forderungen umzusetzen.
Wenn das Kompetenznetzwerk eine Überführung der Tierhaltung in Stufe 2 oder sogar 3 – mit noch mehr Platzangebot und zum Teil Auslauf für die Tiere – vorsieht, ist eine Botschaft des Berichtes jedoch glasklar: Die Stufe 1 des Klöcknerschen Kennzeichens ist bereits vor der Einführung tot, denn die darin beschriebenen Kriterien reichen auch den Berichterstattern für eine zukunftsweisende Tierhaltung nicht aus. Was Tierschützern und den Experten schon länger klar ist, muss jetzt auch Frau Klöckner zur Kenntnis nehmen und als Konsequenz das Kennzeichen neu konzipieren. Denn warum sollte ein Landwirt auf Stufe 1 umstellen, wenn spätestens 2040 mindestens die Stufe 2 gefordert wird? Konsequent wäre jetzt auch ein Stand-Still im Stallbau für solche Systeme, die erwiesenermaßen nicht tiergerecht sind. Das Jahr 2040 wäre sonst – aufgrund der Bestandsschutzvorgaben – als Ziel gar nicht zu erreichen.
Klar muss auch sein, dass es keine weiteren zeitraubenden Diskussionsrunden geben darf. Julia Klöckner darf also keinesfalls der Empfehlung folgen, die Vorschläge erst in einem „breiten politischen und gesellschaftlichen Prozess“ diskutieren zu lassen. Sie muss Verantwortung übernehmen und jetzt und sofort handeln. Dazu braucht es eine Steuerungsgruppe als Schnittstelle zwischen den beteiligten Ministerien: dem Bundeslandwirtschafts- und dem Bundesumweltministerium sowie dem Bundesministerium des Innern.“
Mit freundlichen Grüßen
Presseabteilung
Deutscher Tierschutzbund e.V.
In der Raste 10
D-53129 Bonn