Kölner – Stadtanzeiger 02.08.2018
Mechernicher Asyl feiert 25-jähriges Bestehen – Verein vor 30 Jahren gegründet
Schon 20 000 Tiere aufgenommen von Klaus Pesch
Recht zutraulich sind die Minischweine Eberhard und Freddy. Sie konnten bislang nicht vermittelt werden. (Klaus Pesch)
Mechernich. „Natürlich hat man von Zeit zu Zeit viel Ärger. Aber das interessiert mich nicht. Die Tiere und die Meinung gewisser Leute, nur die sind mir wichtig“, sagt Reiner Bauer, Vorsitzender des Mechernicher Tierschutzvereins. Der 69-Jährige ist täglich oft acht Stunden im Tierheim ehrenamtlich tätig. „Warum ich das mache? Das macht mir Spaß, und das ist ja mein Kind hier“, sagt Bauer. Sein „Kind“ feiert nun 25-jähriges Bestehen. „Den Lohn der Arbeit bekomme ich von den Tieren. Wenn die Esel mein Auto hören, dann fangen sie sofort an zu rufen. Sie wissen, dass sie Leckerchen bekommen“, sagt Bauer lächelnd.
Angefangen hat alles schon vor 30 Jahren, weshalb man gleichzeitig das 30-jährige Bestehen des Tierschutzvereins feiert. Reiner Bauer erinnert sich lebhaft an die damalige Situation: „Wir hatten in Mechernich eine Katze gefunden. Als wir uns bei den Behörden meldeten, sagten die nur: „Was sollen wir damit?“ Schließlich habe sich Dr. Schmitz aus Schmidtheim – ziemlich ruppig – bereit erklärt, sich das Tier mal anzusehen. Bauer: „Der hat mich damals so runtergeputzt, als würde ich meine eigene Katze bringen.“
Das Erlebnis hatte Folgen: Mit mehreren Gleichgesinnten wurde beschlossen, in Mechernich einen Tierschutzverein zu gründen. 1988 wurden im Wohnzimmer der Familie Kurtenbach in Schaven die entsprechenden Beschlüsse gefasst. 38 Mitglieder gründeten damals den Verein, der heute 380 Mitglieder hat.
Zuerst nahmen Bauer und seine Frau Brigitte privat Katzen auf. Schließlich hatten sie 40 Tiere im Haus, was nicht mehr tragbar war. „Dann haben wir uns das Ziel gesetzt: Innerhalb
von fünf Jahren steht ein Tierheim, oder wir hören auf“, erinnert sich Bauer. Und das gesetzte Ziel wurde tatsächlich erreicht.
Die Stadt Mechernich stellte den Tierfreunden kostenlos in Burgfey ein Grundstück zur Verfügung. Birgit Lorbach und Reiner Bauer verschickten Bettelbriefe durch die ganze Republik. 80 000 Mark kamen so zusammen. Das Land gab 177 000 Mark, der Kreis 73 000, die Stadt 60 000. Als man loslegen wollte, wurde Widerspruch gegen den Tierheim-Bau eingelegt. Ein 15 000 Mark teures Lärmschutzgutachten musste erstellt werden, der Widerspruch wurde vom Verwaltungsgericht abgeschmettert. Doch das Geld für das Gutachten fehlte natürlich beim Bau.
Ihren Spaß haben Reiner Bauer und Jessica Pelzer mit dem Blaukopf-Fasan, der die Körner gerne aus der Hand pickt. (Klaus Pesch)
Heute gehören ein Hundehaus mit Freilauf, ein Gehege für Wildtiere, eine Kranken- und Isolierstation, das Katzenhaus Luise, Ställe für Schafe, Ziegen, Esel und ein Pony, ein Gehege für Vögel, ein Lager für Stroh und Heu und ein Kleintierhaus zum Tierheim. Drei Wohncontainer wurden zu Büro, Aufenthalts- und Veranstaltungsraum.
Vor vier Jahren konnte Bauer, dem für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde, einen weiteren Erfolg feiern. Sein „Kind“ wurde „Kreistierheim“, nachdem es vorher teils heftige Diskussionen über die Struktur dieser Einrichtung gegeben hatte. Seitdem werden alle gefundenen Tiere zunächst in Mechernich untersucht und bei Bedarf an angeschlossene Tierschutzvereine in Bad Münstereifel, Euskirchen und an den Tierschutz Nordeifel weitergeleitet. Den Anstoß dazu habe ihm ein Kölner gegeben, der in Blankenheim einen Hund gefunden habe und in Mechernich abgeben wollte. Bauer: „Dem Mann habe ich zunächst sagen müssen: »Tut mir leid, kann ich nicht annehmen, Sie müssen mit dem Tier nach Blankenheim fahren.«“ Dann habe er doch den Hund angenommen und sich mit der Gemeinde Blankenheim beraten. Und später die Idee für ein Kreistierheim entwickel
Waschen, waschen, waschen: Bettina Kreuser hat viel Arbeit. (Klaus Pesch)
„Wir sind jetzt die Auffangstation im Kreis. Wir fahren aber auch zu den Leuten hin, um Tiere abzuholen“, erläutert Bauer. Alle Tätigkeiten würden korrekt mit dem Kreis abgerechnet. Derzeit habe man vier fest angestellte Vollzeitkräfte, eine Teilzeitkraft, drei 450-Euro-Kräfte und einige Aushilfen. „Bezahlt werden wir vom jeweiligen Tierschutzverein und anteilmäßig von allen Kommunen“, erläutert er.
Rund 20 000 Tiere habe das Tierheim wohl schon aufgenommen, resümiert er. Derzeit leben dort 76 Hunde, 156 Katzen, drei Zwergkaninchen, drei Wasserschildkröten, zwei Hähne, ein Huhn, sechs Tauben, sechs Meerschweinchen, eine Landschildkröte, eine Blaustirnamazone, ein Wildkaninchen, zwei Sittiche, zwei Igel, ein Fasan und eine Wildgans. Da der Verein ein neues Hundehaus bauen will, bittet man dafür um Spenden.
Es wird gefeiert
Am Sonntag, 5. August, findet von 11 bis 17 Uhr ein Tag der offenen Tür mit Trödelmarkt statt. Die Karnevalsfrauenband „Colör“ spielt live von 14 bis 15 Uhr. Später ist die Band „Eifelsound“ zu Gast. Auch wird Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, erwartet. Jedes Kind erhält eine kleine Überraschung.
Am 2. September wird Bruce Kapusta zwischen 14 und 15 Uhr im Tierheim erwartet. (pe)